Gerda Schütte – Fotografie! Eine Rückschau nach vorn

Die seit rund 40 Jahren in Paris lebende Künstlerin Gerda Schütte hat mit dem Aufkommen der Digitalfotografie die Kamera – also auch die analoge Fotografie –als ihr Arbeitswerkszeug – zur Seite gelegt und arbeitet seitdem nur noch mit dem Licht und lichtempfindlichem Papier in der Dunkelkammer.

Ihre Werke sind eine Entdeckung! Sie erschafft eine gänzlich neue Bildwelt, die nicht die Abbildung des Objektes meint, sondern zu einem visuellen und abstrakten Zeichen und Seherlebnis wird. Nicht die Rückbesinnung auf die Anfänge der Fotografie, sondern das Prozessuale einer Bildfindung steht für die Perfektionistin im Vordergrund. Ihr Werk reiht sich ein in den Wirkkreis der großen abstrakten Fotografie. In jüngster Zeit sind ihre Arbeiten in wichtigen Ausstellungen zu sehen, so jüngst in Alchemie im Berliner Kulturforum.

Analoge Fotografie
Die Ausstellung Gerda Schütte – Fotografie! Eine Rückschau nach vorn – zu ihrem 75. Geburtstag in allen Galerieräumen ausgerichtet – zeichnet den Beginn ihr fotografischen künstlerischen Tätigkeit mit Werkbeispielen nach und macht deutlich, wie Schütte von Beginn ihrer noch analogen fotografischen Tätigkeit 1989 daran interessiert war, die abbildhafte Fotografie hinter sich zu lassen und eigene Bildfindungen zu schaffen, die trotz der Arbeit mit dem Modell zu abstrakten Zeichen werden. Die Reihe der Les Signes de vie von 1990 oder Jeu de boules tournantes von 1991 zeigen exemplarisch, wie die Künstlerin durch gezielte Überbelichtungen interpretativ und gestalterisch neue Bildwelten schafft, die nur schwer nachvollziehen lassen, dass sich die Künstlerin mit dem Modell auseinandersetzte.

Fotogramme
Ab spätestens 2002 arbeitet sie ausschließlich mit dem Fotogramm und entwickelt sukzessive Arbeitsserien, die entweder abstrakt sind, wie die Serie La face cachée des choses, Ébullition, Les précieuses de lumière oder Luminosité, die sich in der Reduktion der Form auszeichnen, oder aber vergetabile florale Motive haben (wie die Serie Spring oder das Triptychon Coquelicot (triptyque), die das Genre der Fotografie, die Technik des Fotogramms derart an seine Grenzen führt, so dass der Betrachter nicht mehr weiß, ob es sich nicht vielleicht um ein Aquarell oder eine Zeichnung handelt.

Lehrtätigkeit und Kunstmarktferne
Von 1988 – 2011 hat Gerda Schütte in Paris an der Parsons School of Design Fotografie gelehrt und hat sich in dieser Lehr- und Schaffenszeit nie um den Kunstmarkt geschert, war ihm sogar gegenüber skeptisch eingestellt und hat gerade deshalb wohl – jenseits des Marktes der Eitelkeiten und des Erwartungsdrucks – ein unverstelltes und autonomes kraftvolles Werk entwickeln können, dass ich seit den 80ern als Freund, Kollege, und seit 2011 als ihr Galerist begleite!

Weitere Ausstellung
Die Ausstellung in der Galerie Semjon Contemporary wird ergänzt durch die Ausstellung Souvenirs d’Afrique – Fotografien und Fotogramme von Gerda Schütte in der Galerie im Tempelhof Museum.
Beide Ausstellungen werden durch zusätzliche Veranstaltungen ergänzt (s.u.)

 

Fotobuch im Kehrer Verlag
Parallel zur Ausstellung erscheint bereits ab Mitte August das umfangreiche Fotobuch Gerda Schütte – Fotografie im Kehrer Verlag.

Deutsch, Französisch und Englisch, 192 S., zahlreiche Duoton-Abbildungen und einige Farbabbildungen. Ergänzt wird der Fotoband durch ein Essay zu ihren Fotogrammen von Ludger Derenthal, Leiter der Sammlung Fotografie der Kunstbibliothek Berlin. Das Interview, das Matthias Harder, Kurator der Helmut Newton Stiftung, mit der Künstlerin via E-Mail im April und Mai 2017 geführt hat, ermöglicht uns einen Einblick in ihre künstlerische Praxis und über ihr Selbstverständnis als Künstlerin. Ebenso gibt es eine eine kurze Einleitung von mir als ihr Galerist und Herausgeber des vorliegenden Bandes.

 

Gerda Schütte: Fotografie – Eine Rückschau nach vorn
Semjon Contemporary
8. September – 4. November 2017
Eröffnung und Fotobuch-Release: 8. September, 19 – 21.30 Uhr
4. November, 19 Uhr: Finissage
Weitere Veranstaltungen siehe Galerie-Homepage
Di-Sa 13 – 19 Uhr u.n.V.
www.semjoncontemporary.com
office@semjoncontemporary.com, 030-784 12 91, 0175-208 23 39

Parallel:
Souvenirs d’Afrique – Fotografien und Fotogramme von Gerda Schütte
Galerie im Tempelhof Museum
8. September – 8. Dezember 2017
Sonntag, 10. September, 15 Uhr: Meet the artist
Donnerstag 2. November, 19 Uhr: Gerda Schütte – Fotogramme

Vortrag von Ludger Derenthal
Alt-Mariendorf 43, 12107 Berlin
Mo-Do 10-18, Fr 10-14, So 11-15 Uhr
030-90277-6964
www.hausamkleistpark.de

  • Facebook
  • Instagram
  • Artsy
  • artatberlin
  • Artland