renmen – ununterbrochen von Takayuki Daikoku
(Skulpturen, Objekte und Zeichnungen)
19.07. – 17.08.2013

Ausgangspunkt für den Künstler ist immer der Werkstoff Holz. Diesen gewinnt er aus rohen, noch mit Rinde versehenen Baumstämmen und kräftigen Ästen, zerlegt diese in eigenwillige‚ Grundformen’ und setzt sie neu zusammen. Die weitere Verarbeitung mit japanischen
Papier und Kakishibu – das ist eine aus dem Ferment der Khakifrucht gewonnene, braunfarbene natürliche Beize – formulieren formale und inhaltliche Gewichtungen, die als abstrakte und zeichenhafte Metaphern für Knospen, Blüten oder Früchte gelesen werden können, ohne aber die Natur mimetisch zu spiegeln.

Der Künstler stellt sich mit seinem Werk in die Tradition Japans, die Natur mit den vom Menschen geschaffenen Werken zu verbinden, was uns bildhaft an Zen-Gärten denken lässt. Hierbei schafft er es aber, sich mit seinem Formenvokabular herauszustellen und in einem
neuen Kontext zu positionieren, die Tradition aufzugreifen und doch seine eigene, losgelöste Sprache zu finden. Der Aufgriff natürlicher Formen erschöpft sich nicht in seiner reinen Wiedergabe, sondern erfährt eine kontinuierliche Umformung und Neuordnung. Hierbei erschafft der Künstler eine universelle Verbindung, die nicht auf ein kulturell geprägtes Verständnis begrenzt ist. Die Arbeiten wirken vertraut und fremd zugleich. Im Spannungsfeld mit den eigenständigen Zeichnungen – sie können als abstrakte Chiffren für die der Natur entlehnten bzw. interpretierten Formen verstanden werden – sowie die Präsentation der Skulpturen in kubischen Metallrahmen und tisch-und regalartige Podestbauten, kann die Ausstellung wie ein Spaziergang durch einen eigenwillig gestalteten Garten erfahren werden.

Das (kunsthistorische) Spiel mit der konfliktreichen Dualität von Skulptur und Sockel wird bereichert durch die weitere Ebene des Verweises auf die Rezeption und Geschichte des japanischen Gartens als ein Zusammenspiel der vom Menschen geschaffenen, kleinteiligen Formen im Kontext eines größeren (ebenso geformten) Ganzen.
Die raumgreifende und höhenbetonte Podestarchitektur kann auch als ambivalenter Raum zwischen Häuslichkeit und Funktionalität gelesen werden. Es öffnet sich hier ein weiteres Feld, das den imaginären Garten auf andere Ebenen überführt, seine Organisation auf der Fläche in die Dimension der Höhe übersetzt und so Wege findet, aus den ausgetretenen Denkpfaden herauszutreten und sich neue Möglichkeiten anzueignen.

»renmen – ununterbrochen« kann als Metapher für den ewigen Kreislauf von Werden und Vergehen, von Zerstörung und Neuordnung verstanden werden.

Berlin im Juni 2013
Philipp Zobel und Semjon H. N. Semjon

  • Facebook
  • Instagram
  • Artsy
  • artatberlin
  • Artland